Die Referent*innen

In alphabetischer Reihenfolge

Dr. Helga Breuninger, Gründerin und Ehrenvorsitzende des FiL e.V. und Grußrednerin der Fachtagung 

"Es ist der Potenzialblick, der das Leben verändert und die Menschen stärkt."

Katrin Eisfeld 

Workshop: Die Form in Fluss bringen: Schreibenlernen als Bewegungslernen (gemeinsam mit Renate Tost s.u.)

In Unterricht und in der Lerntherapie stellen uns Kinderhandschriften immer wieder vor Herausforderungen. Handelt es sich um einen Rechtschreibfehler oder ist es vielleicht eine ungenaue, oberflächliche bzw. falsche Schreibweise der Buchstaben oder Buchstabenverbindungen?

Im Workshop werden die Zusammenhänge zwischen Rechtschreibung und Schreibschrift sowie zwischen Lesen und Schreibschrift dargestellt. Der Unterschied im Formenaufbau von Druckschrift und Schreibschrift zeigt die Vorteile des Erlernens der SAS für die Rechtschreibung und das Lesenlernen. Aus den wesentlichen Merkmalen dieser Schreibschrift werden Inhalte für Aufgabenstellungen von Schreibübungen abgeleitet.

Die Veranstaltung nimmt die Teilnehmer*innen mit, die SAS neu und vor allem aktiv durch praktische Übungen zu entdecken und mit einem neuen Blick für eine Entwicklungsunterstützung nutzbar zu machen.

 

Katrin Eisfeld, M.A. integrative Lerntherapie, Lehrerin,

bietet in Ihrer Praxis ZIELSICHERLERNEN in Thüringen Lerntherapie und verschiedene Förderkurse für Kinder im Vorschulalter und in der Schuleingangsphase an. Dazu gehört auch der Schreibtrainer-Kurs zum Erlernen der Schreibschrift, zu dem sie auch eine Ausbildung zur Schreibschrifttrainer*in anbietet. Das Erlernen und Hinführen der Kinder zu einer guten Schreibschrift ist für sie eine wichtige Entwicklungsaufgabe und eröffnet neue Zugänge zum Lernen und zur individuellen Lernunterstützung.

Jun. Prof. Ursula Fischer

Workshop: Präventive Förderung mit Lautgebärden: Erste Ergebnisse aus dem Kindergarten

Lautgebärden werden in der lerntherapeutischen Förderung häufig eingesetzt, um mit Kindern den Zusammenhang zwischen Lauten und Buchstaben zu erarbeiten, oder um Unterschiede zwischen einzelnen Lauten zu veranschaulichen. Bereits im vorschulischen Bereich können Kinder mit Lautgebärden früh in die Buchstabe-Laut-Korrespondenz eingeführt werden. Wie wirksam eine frühe Förderung der Buchstabe-Laut-Korrespondenz mit Lautgebärden in diesem Alter ist, wurde bislang jedoch kaum erforscht. In zwei Pilotstudien haben wir untersucht, wie sich verschiedene Arten von (Laut)Gebärden auf die Behaltensleistung von Buchstaben bei Kindern im letzten Kindergartenjahr auswirkt. Die Ergebnisse werden im Workshop vorgestellt und im Hinblick auf ihre praktische Relevanz für die Förderung diskutiert. 

Jun. Prof. Ursula Fischer ist Psychologin und Dyskalkulietherapeutin nach BVL. Seit 2023 ist sie an der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik in Zürich tätig, wo sie den Studiengang „BA Psychomotoriktherapie“ leitet. Davor unterrichtete und forschte sie an der Universität Konstanz als Juniorprofessorin für Entwicklung und Förderung in der frühen Kindheit. In ihrer Forschung befasst sich Ursula Fischer mit dem Zusammenspiel zwischen der schulischen und körperlichen Entwicklung von Kindern im Kindergarten- bis Grundschulalter.

Prof. Dr. Markus Gebhardt (Online-Vortrag)

Vortrag: Verlaufsdiagnostik – Hintergründe und Möglichkeiten eines prozessualen Blicks 

Die Verlaufsdiagnostik misst in den Verlauf des Lernens oder Verhaltens zu mehreren Testzeitpunkten. Mittels möglichst kurzer Tests von drei bis fünf Minuten wird die Lernentwicklung reliabel und für bestimmte Gruppen sensibel gemessen und kann mittels eines Graphen dargestellt werden. Der Vortrag skizziert die verschiedenen Ansätze von Verlaufsdiagnostik und deren Herausforderungen. Anhand von aktuellen Beispielen aus der Forschung wird der aktuelle Stand und die weitere Entwicklung aufgezeigt. Ebenso wird das Konzept hinter der kostenfreien Onlineplattform Levumi vorgestellt. 

 

Weitere Informationen, Fachartikel und Videos finden Sie hier.

Prof. Dr. Markus Gebhardt ist Sonderpädagoge und seit dem 01.04.2020 Professor für Lernbehindertenpädagogik einschließlich inklusiver Pädagogik in Regensburg. Von 2016 bis 2020 war er Professor für die Entwicklung und Erforschung inklusiver Bildungsprozesse an der TU Dortmund. Seine Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung von Fragebögen, Tests und Fördermaterial für die schulische inklusive Praxis. Markus Gebhardt studierte Sonderpädagogik (1. und 2. Staatsexamen) in München und Psychologie (BA) in Hagen. An der KFU Graz promovierte er 2012 bei Prof. Dr. Gasteiger-Klicpera. Bei Prof. Dr. Manfred Prenzel habilitierte er 2016 an der TU München. Seit 2015 betreibt er mit Prof. Andreas Mühling die freie Testplattform Levumi für Lernverlaufsdiagnostik.

Dr. Johanna Hilkenmeier

Vortrag: Lerntherapie und Schule (gemeinsam mit Dr. Lorenz Huck s.u.)

Johanna Hilkenmeier
ist Diplom-Psychologin und FiL-zertifizierte Lerntherapeutin. Sie arbeitet als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Lehre an der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg. Neben Lehrangeboten für angehende Lehrkräfte ist sie auch tätig in der Ausbildung von Lerntherapeut:innen. In ihrer Doktorarbeit untersuchte Frau Hilkenmeier Elterngespräche im pädagogischen Kontext. Seit 2019 befasst sie sich mit Forschungsfragen der Integrativen Lerntherapie. Neben Aspekten wie der Professionalisierung von Aus- und Weiterbildung und der digitalen Lerntherapie interessiert sie sich im Schwerpunkt für die Frage, ob und wie die Lernorte Lerntherapie und Schule miteinander vernetzt werden können oder sollen. 

 

 


Dr. Katrin Hübner

Workshop: Teilhabe ermöglichen: Lerntherapie in der beruflichen Bildung (gemeinsam mit Prof. Claudia Schepers, s.u.)

Mehr als 6 Mio. Erwachsene in Deutschland können nicht ausreichend lesen und schreiben.  Ein Großteil der gering literalisierten Erwachsenen (76%) hat einen Schulabschluss zudem sind 62,3% erwerbstätig. Geringe Literalität ist folglich ein relevantes Thema für die berufliche Bildung. Lerntherapeutische Unterstützung kann das Lernen und Arbeiten in Organisationen bereichern und ebenso präventiv wirken, sofern Lerner*innen auf die Ausübung einer potentiellen beruflichen Tätigkeit vorbereitet werden.

Wie kann Lerntherapie Jugendliche und Erwachsene in der Ausbildung erreichen und  unterstützen? In diesem Workshop wollen wir die Potentiale der Lerntherapie für die berufliche Bildung gemeinsam erörtern und Szenarien für die Implementation entwickeln.

Hierzu werden wir exemplarisch zwei Instrumente aus der Praxis vorstellen: Als ein Beispiel wie lerntherapeutische Ansätze in die Erwachsenenbildung einfließen können, sollen Selbsteinschätzungsbögenals Instrument für „selbstreflexives Lernen in der Alphabetisierung“ vorgestellt werden. Einblicke in erste Erfahrungen sollen Möglichkeiten aufzeigen und Ideen für weiterführenden Entwicklungen eröffnen. Als zweites Beispiel wollen wir anhand von lea.online einem digitalen Diagnostik- und Selbstlernangebot für erwachsene Lerner*innen, Einsatzmöglichkeiten für das lerntherapeutische Handeln in der Berufsschule diskutieren. Lea.online sowie die Selbsteinschätzungsbögen wurden in unterschiedlichen BMBF-Forschungsprojekten entwickelt.

Neben kurzen Inputs zu den zwei Praxisinstrumenten, wollen wir im gemeinsamen kollegialen Austausch die Potentiale und Einsatzmöglichkeiten beider Instrumente diskutieren.

 

Dr. Katrin Hübner ist seit fast 20 Jahren Leiterin der FiL-Regionalgruppe Berlin-Brandenburg, leitet eine eigene lerntherapeutische Praxis, ist Sprachheil- und Schwerhörigenpädagogin, im Schuldienst und LRS-Beratungskontext eines Berliner SIBUZ sowie in der Lehrerfortbildung tätig. Ihre Schwerpunkte reichen von der frühen Erfassung von Schriftspracherwerbsschwierigkeiten bis hin zur Förderung bei geringer Literalisierung im Erwachsenenalter.

Dr. Lorenz Huck

Vortrag: Lerntherapie und Schule (gemeinsam mit Dr. Johanna Hilkenmeier s.o.)

 „Die Blinden und der Elefant“ – Organisationsformen und Gelingensbedingungen der Kooperation von Lerntherapie und Schule

An immer mehr Orten in Deutschland etabliert sich die Kooperation von lerntherapeutischen Einrichtungen und Schulen. Die konkreten Rahmenbedingungen und Organisationsformen sind aber sehr unterschiedlich. Ein klares Bild von „Lerntherapie in der Schule“ ergibt sich erst, wenn man – wie im Gleichnis von den Blinden und dem Elefanten – die Perspektiven vieler Akteure zusammenführt.  

Gestützt auf Befragungen von Lerntherapeuten/-innen und qualifizierte Erfahrungsberichte aus Schulen wird im Vortrag gezeigt, welche Formen der Kooperation von Lerntherapie und Schule bereits verwirklicht worden sind.

 

Im Workshop sollen Gelingensbedingungen und Grenzen dieser Kooperation anhand konkreter Erfahrungen diskutiert werden.

Dr. Lorenz Huck ist Psychologe, integrativer Lerntherapeut (FiL) und Leiter der Studiengänge „Integrative Lerntherapie“ an der SRH Fernhochschule. Im Rahmen von Projekten der Duden Institute für Lerntherapie, z. B. des Projekts „Jedes Kind kann rechnen lernen!“ in Berliner Brennpunktschulen, sammelte er zahlreiche Erfahrungen in der Durchführung und Organisation von Schulkooperationen. Sein persönliches Ziel ist, dass jedes Kind, das lerntherapeutische Unterstützung benötigt, diese auch erhalten kann. Dazu sind noch viele Herausforderungen zu meistern: In der Qualifikation von Lerntherapeuten/-innen, bei der Bereitstellung öffentlicher Mittel für sozial schwache Familien – und in der Zusammenarbeit mit dem System Schule.

Prof. Dr. Jan Lenhart  

Workshop: Diagnostik und Förderung sprachlicher Kompetenzen im vorschulischen Bereich

Frühe sprachliche Kompetenzen sind wichtige Prädiktoren eines glückenden Schulstartes und einer erfolgreichen schulischen Laufbahn. Daher wurden zahlreiche Förderansätze im Bereich der vorschulischen Bildung entwickelt, die auf eine ausgleichende Förderung noch vor Schulbeginn setzen. Diese Förderung kann mit allen Kindergartenkindern oder Vorschulkindern durchgeführt werden, oder sie kann gezielt an bestimmte Kinder, denen ein Förderbedarf attestiert wird, herangetragen werden. Zur Identifikation dieser Kinder sowie zur Evaluation der Effektivität der verschiedenen Förderansätze ist eine Messung der Kompetenzen sowie der Lernergebnisse grundlegend. Der Workshop liefert einen Einblick in Möglichkeiten der Diagnostik und Förderung sprachlicher Kompetenzen im Bereich des Kindergartens und der Vorschule. Hierbei orientiert sich der Workshop an der Einteilung sprachlicher Kompetenzen in die Bereiche Phonologie, Wortschatz, Grammatik, Hörverstehen und Erzählkompetenz.

Prof. Dr. Jan Lenhart ist Juniorprofessor für Pädagogische Psychologie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Prof. Dr. Udo Rudolph

Vortrag: Bindung und Beziehung als Basis des Lernens: Ihre Bedeutung für Schule und Integrative Lerntherapie
Lernen in einem sozialen Kontext, also etwa Schule oder integrativer Lerntherapie, sind immer geprägt von Beziehung und Bindung.  Der Vortrag geht zwei Fragen nach: (1) Warum ist dies ganz unausweichlich so? (2) Wie können wir dieses Wissen nutzen, um Lerntherapie erfolgreich zu machen?  Dabei wird auch darauf eingegangen, welche immense Bedeutung Beziehung und Bindung für (präventives) Handeln in Erziehung, Unterricht und Therapie haben.



Workshop mit Dr. Uhlig: Elemente der Rational-Emotiven Therapie in der Integrativen Lerntherapie

Prof. Dr. Udo Rudolph ist Professor für Allgemeine und Biopsychologie am Institut für Psychologie der TU Chemnitz. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Motivation und Emotion, hierbei insbesondere Forschung und Prävention im Kindesalter. Udo Rudolph ist zudem Leiter berufsbegleitender Bachelor- und Master-Studiengänge am An-Institut für Weiterbildung der TU Chemnitz sowie Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Huckepack-Kinderförderung e.V.

Claire Steffen

Workshop: Relevante Aspekte der Bindungstheorie und Bindungsforschung für die Therapeut-Kind-Beziehung und ihr Potenzial in der Integrativen Lerntherapie

 

In diesem Workshop befassen wir uns mit relevanten Aspekten einer bindungsorientierten Lerntherapie in Bezug auf die Therapeut-Kind-Beziehung. Die TeilnehmerInnen erhalten einen Einblick in notwendiges theoretisches Vorwissen sowie in wichtige persönliche Kompetenzen und Voraussetzungen der LerntherapeutIn. Außerdem erfahren sie konkrete Möglichkeiten der Umsetzung einer bindungsorientierten Lerntherapie, damit ihre KlientInnen/SchülerInnen sie sowohl als sichere Basis zur Exploration als auch als sicheren Hafen bei Schwierigkeiten und Problemen nutzen können.

 

Claire Steffen ist Grundschullehrerin und Integrative Lerntherapeutin (M.A.). Sie befasst sich mit dem Potenzial der Bindungstheorie und Bindungsforschung in der Integrativen Lerntherapie und ist in bindungsbasierter Beratung und Therapie für Schulkinder und Jugendliche nach B.B.T.® ausgebildet.

Dr. Renate Tost

Workshop: Die Form in Fluss bringen: Schreibenlernen als Bewegungslernen (gemeinsam mit s. Katrin Eisfeld s.o.)


Renate Tost
ist eine deutsche Schriftgestalterin, Grafikerin und Fachautorin. Sie erarbeitete die Grundlagen für eine neue Schulausgangsschrift und leistete einen wesentlichen Beitrag zur Profilierung des Schreibunterrichts in der Grundschule sowie zur Schriftgestaltung in der Kunsterziehung der DDR. Ihre Schulausgangsschrift wird in vielen Bundesländern eingesetzt. 

Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Renate_Tost

Prof. Ulrich Trautwein (Online-Vortrag)

Vortrag: Bildung, Lernen, Teilhabe: Ein bildungswissenschaftlicher Blick auf Lernvoraussetzungen und Lernverläufe im Kontext Schule


Was braucht das System Schule, um allen anvertrauten Kindern und Jugendlichen eine grundlegende Bildung vermitteln zu können? Was kann aus der pandemischen Lage gelernt werden und wie lassen sich gute Unterstützungsmaßnahmen umsetzen? Der Vortrag nimmt die Zuhörer*innen mit in die Interpretation der Ergebnisse aktueller, bildungswissenschaftlicher Studien und formuliert Empfehlungen für die Zukunft. 


Ulrich Trautwein ist Professor für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen und geschäftsführender Direktor des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen 

unter anderem die Entwicklung von Motivation und Persönlichkeit im schulischen Kontext, die Begabtenförderung sowie die Effektivität desBildungssystems. Trautwein ist Gründer und Co-Direktor des LEAD Graduate School & Research Network sowie Mitglied in mehrerenExpertenkommissionen und wissenschaftlichen Beiräten im Bereich der Bildungsforschung. 

Dr. Stefan Uhlig

Workshop: Rational-emotive Therapie in der Integrativen Lerntherapie mit Kindern (gemeinsam mit Prof. Udo Rudolph)

Auf Grundlage der Rational-Emotiven Therapie (RET; Ellis, ca. ab 1956) werden wir im Workshop gemeinsam Wege und Möglichkeiten erarbeiten, wie wir Gedanken, die unangemessene, negative Gefühle hervorrufen, identifizieren, überprüfen und verändern können. Dies erproben wir in einem ersten Schritt an uns selbst. Im Anschluss prüfen wir gemeinsam, wie sich diese Technik speziell auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen anwenden lässt.

 

Dr. Stefan Uhlig ist Vorstandsmitglied im gemeinnützigen Verein Huckepack-Kinderförderung e.V. und seit 2011 Mitarbeiter am Institut für Psychologie der TU Chemnitz. Freiberuflich engagiert er sich zudem in den Studiengängen „Integrative Lerntherapie“, „Gerontopsychologie“ und „Präventionsmanagement“ sowie für die Kindervereinigung Sachsen e.V.

 

Prof. Dr. Claudia Schepers

Workshop Teilhabe ermöglichen: Lerntherapie in der beruflichen Bildung (gemeinsam mit Dr. Katrin Hübner s.o.)

Mehr als 6 Mio. Erwachsene in Deutschland können nicht ausreichend lesen und schreiben.  Ein Großteil der gering literalisierten Erwachsenen (76%) hat einen Schulabschluss zudem sind 62,3% erwerbstätig. Geringe Literalität ist folglich ein relevantes Thema für die berufliche Bildung. Lerntherapeutische Unterstützung kann das Lernen und Arbeiten in Organisationen bereichern und ebenso präventiv wirken, sofern Lerner*innen auf die Ausübung einer potentiellen beruflichen Tätigkeit vorbereitet werden.


Wie kann Lerntherapie Jugendliche und Erwachsene in der Ausbildung erreichen und  unterstützen? In diesem Workshop wollen wir die Potentiale der Lerntherapie für die berufliche Bildung gemeinsam erörtern und Szenarien für die Implementation entwickeln.


Hierzu werden wir exemplarisch zwei Instrumente aus der Praxis vorstellen: Als ein Beispiel wie lerntherapeutische Ansätze in die Erwachsenenbildung einfließen können, sollen Selbsteinschätzungsbögenals Instrument für „selbstreflexives Lernen in der Alphabetisierung“ vorgestellt werden. Einblicke in erste Erfahrungen sollen Möglichkeiten aufzeigen und Ideen für weiterführenden Entwicklungen eröffnen. Als zweites Beispiel wollen wir anhand von lea.online einem digitalen Diagnostik- und Selbstlernangebot für erwachsene Lerner*innen, Einsatzmöglichkeiten für das lerntherapeutische Handeln in der Berufsschule diskutieren. Lea.online sowie die Selbsteinschätzungsbögen wurden in unterschiedlichen BMBF-Forschungsprojekten entwickelt.

Neben kurzen Inputs zu den zwei Praxisinstrumenten, wollen wir im gemeinsamen kollegialen Austausch die Potentiale und Einsatzmöglichkeiten beider Instrumente diskutieren.



Prof. Dr. Claudia Schepers ist seit 1.7.2022 Professorin für Erziehungswissenschaft insbesondere Berufspädagogik an der APOLLON Hochschule der Gesundheitswirtschaft. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind Alphabetisierung und Grundbildung, Professionalisierung von Lehrkräften und die Digitalisierung von Lehr-Lernprozessen in unterschiedlichen Handlungsfeldern der Erwachsenenbildung.

Dr. Martin Schöfl

Vortrag: Projekt SCHNAPP – Lese- und Schreibmonitoring 

Gelingender Schriftspracherwerb setzt an den Lernvoraussetzungen an: Vorläuferkompetenzen werden im Projekt SCHNAPP (Schriftspracherwerb an der Nahtstelle zur Primarstufe) der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich in Kooperation mit der Universität Linz an bereits in den ersten Schulwochen der ersten Grundschulklasse erhoben. Neu ist die Art der Erhebung: durchgeführt von angehenden Lehrpersonen absolvieren Kinder im 1:1-Setting eingebunden in eine motivierende Rahmengeschichte verschiedene Aufgaben am Tablet. Die prädikative Kraft für die weitere Lese- und Schreibentwicklung wurde erhoben und bereits publiziert. Um den Verlauf des Lesens und Schreibens bis zum Ende der zweiten Klasse ökonomisch und valide darstellen zu können, wurden eigene Lese- und Schreibaufgaben entwickelt und validiert. Die Besonderheit dieser neuen Tests liegt einerseits in der sorgfältigen Prüfung des eingesetzten Wortschatzes und andererseits in der ökonomischen Durchführung im Klassensetting. Ergebnisse der bisherigen Forschungsschritte werden im Vortrag erläutert und das innovative begleitende Fortbildungskonzept für Lehrkräfte und Therapeut*innen dargestellt. Die Fortbildungen werden jeweils im Anschluss an die Überprüfungen angeboten und haben zum Ziel, die aus der Förderdiagnostik abgeleiteten Ergebnisse für Förderung der Kinder im schulischen wie außerschulischen Kontext (Schule-Eltern-Therapeut*innen) nutzbar zu machen. 

 


Workshop: Der SCHNAPP-Rechtschreibtest und Ableitungen für die Förderung

Während im Vortrag das Projekt SCHNAPP mit seinen Facetten des Monitorings und der Fortbildung skizziert wurden, heißt es im Workshop „hands on“. Die Durchführung des SCHNAPP-Rechtschreibtests kann an iPADs erprobt werden. Zusätzlich wird, abgeleitet von Testergebnissen der ersten Klasse Grundschule die Schreibförderung silbensystematisch gezeigt und erprobt.

Mag. Dr. Martin Schöfl ist im Grundberuf Klinischer Psychologe, forscht und lehrt an der Pädagogischen Hochschule Oberösterreich im Bereich Primarstufendidaktik sowie an der Johannes-Kepler Universität im Research Institute for Developmental Medizin. Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich Lernstörungen. Er ist ausgebildeter Lese-Rechtschreibtherapeut, leitet Lehrgänge zur Therapie von Lernstörungen und arbeitet im Berufsverband akademischer LRS- und Dyskalkulietherapeut*innen als Vorstandsmitglied.

Prof. Sebastian Wartha

Vortrag: Grundvorstellungen und Lernhürden mathematischer Inhalte

Die Forderung, dass mathematische Zeichen, Operationen und Strategien nicht nur als Regelsammlung gelernt, sondern hierzu „ein Verständnis“ bzw. Grundvorstellungen aufgebaut werden sollen, ist nicht neu. In der Arbeit mit Kindern an konkreten Grundvorstellungen erweist sich dieser Aufbau von Grundvorstellungen als flexible mentale Modelle als sehr anspruchsvolle Aufgabe: Von der Lehrkraft müssen geeignete Veranschaulichungsmittel ausgewählt und deren Hürden, Tücken bzw. Grenzen thematisiert werden. Darüber hinaus ist der Schritt, wie sich aus der Arbeit an konkreten Modellen ein gedankliches Schema ausbilden kann, keineswegs trivial.

Im Vortrag wird ein Förderkonzept zur Diskussion gestellt, mit dem der Aufbau von Grundvorstellungen unterstützt werden soll. Das Konzept wird nicht nur bei Kindern mit sog. „Rechenstörungen“ erfolgreich eingesetzt – es ist ebenso im regulären arithmetischen Anfangsunterricht bis hin zu Lehrgängen zu Bruchzahlen und anderen Inhalten der Sekundarstufe einsetzbar.

 

  

Workshop: Lernhürden überwinden und Grundvorstellungen aufbauen: Möglichkeiten der Diagnose und Förderung

Bevor Maßnahmen für eine geeignete Förderung (oder gelungenen präventiven Unterricht) großer Schwierigkeiten in Mathematik ergriffen werden können, müssen diese „gesehen“ und diagnostiziert werden. Hierzu werden ausgehend von Fallbeispielen (Videosequenzen und Schülerdokumenten) die Hauptsymptome für so genannte Rechenstörungen erarbeitet. Anschließend werden inhaltliche und methodische Grundlagen einer Diagnostik betrachtet, die auf diese speziellen Probleme beim Lernen von Mathematik abzielt.

Auf der Grundlage werden konkrete Maßnahmen für die Förderarbeit mit „rechenschwachen“ Kindern beleuchtet. Hierbei steht die Wechselwirkung aus Diagnose (Fehleranalysen, Rekonstruktion von Bearbeitungsstrategien an Material und im Kopf) und darauf abgestimmten Möglichkeiten der Förderung im Mittelpunkt. Der zielgerichtete Einsatz von Material und geeigneten Darstellungsmitteln spielt hierbei eine wichtige Rolle. Das vorgestellte Förderkonzept wird an Inhalten konkretisiert, die an den zentralen Symptomen für Rechenstörungen ansetzen. Es ist jedoch auch auf Inhalte in der Sekundarstufe und den Einsatz im Regelunterricht übertragbar.

Prof. Sebastian Wartha war nach seiner Promotion zum Thema Grundvorstellungen zu Bruchzahlen wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Dr. Schipper und hat gemeinsam mit Mitarbeitenden die Beratungsstelle für Kinder mit Rechenstörungen der Universität Bielefeld betreut. Seit 2010 hat er die Professur für Mathematik im Elementar- und Primarbereich an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe inne und leitet die Beratungsstelle Rechenstörungen. Sein Lehr- und Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der Untersuchung gelingender und misslingender mathematischer Lernprozesse sowie der Evaluation von Fortbildungsmaßnahmen zu dieser Thematik. 


 

ONLY ONLINE

Dr. Edeltraud Hammes-Schmitz

ONLY ONLINE VORTRAG (mehr zu ONLY ONLINE)

Samstag, 6. Mai 2023, 13.30 Uhr bis 15:00 Uhr


Das GRID-Modell (Gesamtübergreifende Richtungsweisende Individuelle Diagnostik)

Mehrdimensionale individuelle Förderdiagnostik und -planung bei Lernschwierigkeiten im inklusiven Kontext

Lernschwierigkeiten sind häufig, stabil und gehen oft mit komorbiden emotionalen und sozialen Verhaltensproblemen und langfristigen ungünstigen Entwicklungen einher. Das GRID-Modell ist ein auf theoretischen Modellen zur Bedingungsanalyse von Lernschwierigkeiten basierendes innovatives Modell zur Förderdiagnostik und -planung, mit dessen Hilfe Lernprobleme präventiv identifiziert und individualisierte Interventionen geplant und hinsichtlich ihrer Wirkung überprüft werden können. Prozessbegleitende Lernstandanalysen mit Hilfe des Screenings werden in der Umsetzungsphase der Interventionen fortlaufend erhoben und können zur Fortführung bzw. Anpassung der Maßnahmen führen.

Der Only Online Vortrag stellt Entwicklung und Aufbau des GRID-Modells vor und ermöglicht einen Erfahrungsaustausch und Diskussion. Der Vortrag richtet sich an Lehrkräfte in inklusiven Schulen als auch Lerntherapeut*innen und allen in Schule Tätigen.

Das langfristige Ziel dieses Forschungsprojekts besteht in der Schaffung eines digitalisierten multiprofessionellen und systemübergreifen Inklusionskonzeptes, welches in vorschulischen, schulischen, therapeutischen und universitären Bereichen die Partizipation bei Lernschwierigkeiten ermöglicht (Inklusion über die Lebensspanne).

Informationen zum Projekt. 

 

Projektleitung GRID-Modell

Edeltraud Hammes-Schmitz ist Lehrbeauftragte und Fachliche Projektleiterin (FeLS) an der Universität zu Köln. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung und Anwendung förderdiagnostischer Thematiken im Umgang mit Lernschwierigkeiten. 

ONLY ONLINE

Jovita Lisa Brose

ONLY ONLINE VORTRAG (mehr zu ONLY ONLINE)

Sonntag, 6. Mai 2023, 10:30 bis 12 Uhr 


Selbstwirksamkeit in Familie, Unterricht und Lerntherapie stärken
Selbstwirksamkeit ist identitätsstiftend. Auf Grundlage der Selbstbestimmungstheorie werden folgende Begriffe beleuchtet: Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit, Selbststeuerung, Feedback und Selbstvertrauen. Die Bereiche Familie, Unterricht und Lerntherapie werden dabei in den Fokus gesetzt. Anhand von Fallbeispielen aus diesen drei Bereichen werden die Begriffe verdeutlicht und diskutiert. Dabei ist folgende Frage leitend: Wie kann die Selbstwirksamkeit des Lernenden gestärkt werden?


Jovita Lisa Brose arbeitet seit 2018 als Erlebnisorientierte Familientherapeutin. Die Grundwerte von Jesper Juul umrahmen diesen Bereich. Wichtige vorherige Stationen waren die Arbeit als Lerntherapeutin (schulintegriert) und ist die Arbeit als Klassenlehrerin an verschiedenen Grundschulen in Deutschland. 

Die Tätigkeit von ihr in der Schule, Lerntherapie und mit den Familien vereint die Auseinandersetzung mit den eigenen Denk- und Verhaltensmustern, denn dadurch können gleichwürdige Beziehungen erst entstehen.